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Glück auf den Cook Islands

Auf Reisen begegne ich mir selbst. Besonders, wenn ich alleine reise. Ich muss, ich darf alles allein machen, ich kann meinen Frust nicht bei jemandem abladen, ich bin allein für mich verantwortlich. Aber auch für meine Freude, für das Glück, an einem schönen Fleckchen Erden zu sein, etwas entdeckt zu haben. 
Frauen auf Reisen von Tanja Schlie

Ich bin jetzt seit 1 1/2 Monaten unterwegs und als Zwischenfazit kann ich hier schonmal anmerken: Es gibt so viele freundliche, tolle und hilfsbereite Menschen auf dieser Welt!!! Vielleicht habe ich in letzter Zeit sehr viel God bless gehört (mir war gar nicht bewusst, wie viele religiöse Menschen es auf dieser Welt gibt) aber ich fühle mich wirklich blessed! Momentan bin ich schon in Neuseeland und erlebe auch hier so viel Schönes und Tolles (ich hinke mit meinen Artikeln etwas nach), aber erstmal möchte ich meine Eindrücke zu den Cookislands noch weiter aufs Papier bringen. 


Viele waren zu Beginn meiner Reise überrascht und sicherlich auch etwas besorgt (mir eingeschlossen), dass ich mich als Frau alleine traue, ans andere Ende der Welt zu reisen… 

Aber in dem Buch „ Das große Los“ von Meike Winnemuth (die hat im Lotto gewonnen und ist ein Jahr alleine als Frau um die Welt gereist) habe ich mal gelesen, dass man alleine als Frau viele andere Möglichkeiten bekommt, einfach, weil man für die Menschen keine Bedrohung darstellt. Und ich glaube, dass da etwas dran ist. Ich kann immer gar nicht glauben, wie gut sich um mich gekümmert wird. 


Und da dieser Artikel über die Cookislands ist: Es stimmt!!! Menschen sind sogar hinter mir hergefahren, um sicher zu stellen, dass ich gut in meiner Unterkunft ankomme. Das fand ich schon wirklich außergewöhnlich! 

Ob einem auch so viel Freundlichkeit begegnen würde, wenn man alleine nach Berlin reist? Wer weiß… Als Reisende geht man ja doch nochmal anders auf die Umwelt zu, als man es als Einheimische in der eigenen Stadt tut. 


Meine Zeit auf den Cookislands habe ich auf die Hauptinsel Rarotonga und die deutlich kleiner und weniger besiedelte und besuchte Insel Aitutaki aufgeteilt. 

Und zu aller erst soll gesagt sein: Beide Inseln sind von unglaublicher Schönheit! 


In meinen beiden vorherigen Artikeln zu den Cookislands habe ich ja schon Bilder geteilt. Wem das noch nicht gereicht hat, in diesem Artikel kommen noch einige mehr:


Auf Rarotonga habe ich die Zeit mit anderen Reisenden verbracht, von denen einige, trotz der kurzen Zeit, zu wichtigen Vertrauten und – Reisen schweißt zusammen – sogar Freunden geworden sind. So zum Beispiel die Holländerin Nynke, die ich in Sydney kennen gelernt und dann auf Rarotonga und Aitutaki wieder getroffen habe (verabredet). 

Wir haben gemeinsam die Cafés und Restaurants der Insel mit dem Fahrrad erkundet, am wunderschönen Muri Beach gelegen und sind mit einer geführten Tour einmal über die Insel gewandert. Das war besonders aufregend (und heiß), weil es teilweise ganz schön steil war. 

Die Ausblicke waren aber atemberaubend schön! 

Fotos von links nach rechts: Muri Beach, sogar oben auf dem Berg gibt es Hähne, Ausblick und Aufstieg, Gedenkort für die Queen, Fahrradtour mit Nynke, der Bus auf Rarotonga, Muri Beach, mein Frühstück, die Münzen auf den Cook Islands (generell werden Neuseelanddollar verwendet, nur die Münzen unterscheiden sich)

Oder die Deutsche Nina, die schon seit einigen Monaten auf Rarotonga wohnt und mir so viel spannendes über das Leben dort erzählen konnte. 

Zusätzlich hat sie mich zu einem Treffen der dortigen Pfadfinderinnen mitgenommen. Da habe ich keine Bilder für den Blog gemacht (Bilder von fremden Menschen möchte ich hier nicht einfach veröffentlichen), aber es war eine so tolle Erfahrung für mich, Jugendliche kennen zu lernen, die auf Rarotonga leben. Denn ehrlich gesagt fehlt mir der Austausch mit meinen Schülerinnen und Schülern schon sehr. Mir wird immer bewusster, wie sehr mir mein Beruf als Lehrerin doch Spaß macht (auch wenn ich momentan sehr froh bin über die viele freie Zeit, die sich mir bietet und die ich wirklich genieße). Überrascht hat mich bei den Jugendlichen zum einen die Disziplin (zu Beginn des Treffens wird zum Platz marschiert und gemeinsam gesungen), dann aber auch wieder die Lautstärke, die sich im „Unterricht“ ergibt. Vorgestellt wurden Nina und ich durch den Pfarrer der Kirche, zu der ich zum Gottesdienst gegangen bin (die Cook Islander singen so wunderschön, ein Kirchenbesuch lohnt sich wirklich sehr). 


Rarotonga ist eine relativ geschäftige Insel mit Läden, einem großen Markt, einem Nachtmarkt, einem Partybus und vielen, vielen Touristen. Hier wurde mir das Alkoholtrinken, über das ich im letzten Artikel berichtet habe, besonders stark vor Augen geführt. Ich habe irgendwo gelesen, dass Rarotonga als Mallorca der Neuseeländer*innen gilt, und dem kann ich zustimmen. Dank Nina habe ich aber auch das Hinterland der Insel kennen gelernt, wo Menschen leben, und da ist es gleich viel ruhiger und schöner. 

Genervt haben mich aber die Straßenhunde, denen man besonders abends und nachts nicht begegnen will. 


Apropos geschäftig: Die ersten Nächte habe ich schlecht geschlafen, weil es so ruhig und dunkel war. Geschäftig ist also relativ. Als ich von Aitutaki zurückkam, ist mir Rarotonga mit seinen 17.000 Einwohner*innen erst geschäftig vorgekommen. 

Die Insel hat übrigens eine „Hauptstraße“, die einmal um die Insel führt, und 32 Km lang ist. 

Sonntags ist aber auch auf Rarotonga das Alkoholkaufen verboten (siehe Vorhängeschloss)


Aitutaki ist mit seinen knapp 2000 Einwohner*innen dann tatsächlich kleiner. Und dank der wunderschönen Lagune, in der die Insel liegt, meiner Meinung nach (und auch der Meinung meines Gastgebers auf Rarotonga nach) sogar noch schöner als der Südseetraum Rarotonga. Auch hier gibt es eine Straße, die um die Insel führt, und ca. drei asphaltierte Straßen, die die beiden Inselseiten miteinander verbinden. 

Am Ende habe ich den größten Teil meiner Zeit in den Cook Islands auf Aitutaki verbracht, weil ich mich dort einfach so wohlgefühlt habe. Und so viel unglaubliches erlebt habe! Hier gibt es übrigens auch keine Hunde, sondern nur Katzen. Als Erklärung habe ich gehört, dass vor vielen Jahren die Tochter eines Königs von einem Hund gebissen wurde, der daraufhin alle Hunde der Insel töten ließ. Was es aber mehr als genug gibt, wie auch auf Rarotonga, sind Hühner und Hähne. Die Hähne krähen zu jeder Tages– und Nachtzeit, es ist unglaublich. 

 

Mein unglaublichstes Erlebnis war definitiv, dass ich mit Walen geschwommen bin!! 

Der Besitzer meiner Unterkunft ist Fischer und hat mich und wenige weitere Menschen mit seinem Boot raus aufs Meer genommen. Da war sogar ein Paar dabei, Angela und Bodo, die auch in Berlin wohnen, wie klein ist die Welt!

Dort haben wir die Wale nicht gejagt, sondern haben uns ihnen vorsichtig angenähert. In Ihrer Nähe sind wir dann ins Wasser gegangen. Unter Wasser haben wir ein Waljunges und dessen Mutter gesehen. So etwas habe ich noch nie erlebt, diesen Naturgewalten so nahe zu sein, war unglaublich und unheimlich und atemberaubend schön. Es fällt schwer, die Gefühle mit Worten zu vermitteln…

Auch fliegenden Fischen sind wir begegnet (die fliegen wirklich und lange, wie Vögel!), Schildkröten, riesen Muscheln und den Giant trevally (die waren mir unheimlich!). 

Bilder von links nach rechts: Anflug auf Aututaki, PJ die Hauskatze, Giant trevally, Ausblick auf vorgelagerte Inseln in der Lagune, Straße, Haus mit Lagune im Hintergrund, das chaotischsten Golfspiel, dass ich jemals erlebt habe: Alle haben irgendwie geschlagen und man musste wirklich aufpassen, nicht vom Golfball getroffen zu werden, Muschelfarm mit Babymuscheln, die älteste Kirche der Cookislands von innen

Bei einem anderen Ausflug in die Lagune habe ich die bidlerbuchhaften Inseln „Honeymoonisland“ und „One Foot Island“ besucht und konnte ehrlich gesagt meinen Augen angesichts der Schönheit und den surrealen Farben nicht trauen. 

Ansonsten habe ich die Tage lesend, malend, fotografierend, Ausblick genießend und Kaffee trinkend verbracht (es gibt genau drei Cafés auf der Insel, die immer von 8 bis 14 Uhr geöffnet haben, sonntags natürlich nicht). Oder bis sie eben zumachen. 

Und zwei Tage durfte ich die einzige Oberschule der Insel besuchen und habe dort fantastisches erlebt, aber dazu folgt ein separater Artikel. 


Aitutaki ist so klein, dass sich alle Menschen grüßen, wenn sie aneinander vorbei fahren. Samstag abends im „Club“ wurde ich immer angesprochen, dass mich die Menschen als Weiße auf dem Fahrrad herumfahren haben sehen. Apropos Weiße: geschichtlich gut begründbar haben einige (wenige!!!) Menschen der Insel eine Vorsichtshaltung gegenüber Weiße. Eine Schülerin, die mich unterwegs grüßte, wurde von ihrer Mutter zweifelnd gefragt, woher sie die Weiße beim Namen kenne. Eine interessante Erfahrung für mich, die mich an die Situation in Samoa erinnert hat, wo ich einen Tag länger in meiner Unterkunft bleiben musste und dann von einer australischen Familie im Auto mitgenommen wurde, weil ich die Einzige im Bus gewesen wäre und dazu noch weiß und der Busfahrer beides als Begründung aufzählte, warum er leider heute nicht fahren würde. 

Aber über einen Großteil dieses Zögerns gegenüber Weißer Menschen muss man sich nicht wundern, wenn man den Blick in die Geschichte wandern lässt und dort betrachtet, wie sich die Weißen Siedler im Pazifik benommen haben (hierzu wird auch noch ein Artikel aus Sicht der Mãori in Neuseeland kommen). 

Oder auch wenn man sich anguckt, wie einige Neuseeländer*innen seit vielen Jahren auf Aitutaki leben und kein einziges Wort der Sprache (Cook Island Mãori) sprechen. 

Und noch eine Anekdote zum Abschluss dieses Artikels, die sicherlich nochmal verständlicher macht, warum mich insbesondere Aitutaki neben der wunderschönen Lagune, unglaublich freundlichen Menschen und einer Gastfreundschaft, die ich so noch nie erlebt habe, so begeistert hat: 
So stehen die Mopeds an der Straße, der Schlüssel steckt. Mein Fahrrad hatte kein Fahrradschloss. Wo sollte man mit den geklauten Fahrzeugen auch hin auf der Insel? 

P.S. Ich weiß, dass in diesem Artikel die Schriftarten wieder durcheinander gehen (das kursiv geschriebene ist allerdings so gedacht ;) ). Irgendwie schaffe ich es aber nicht, die Schriftarten zuändern, und somit bleibt es jetzt einfach so. Lebendigkeit vor Perfektionismus habe ich ja schon in einem anderen Artikel walten lassen…

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Kommentare: 2
  • #1

    Heike Roesner (Sonntag, 23 Oktober 2022 00:15)

    Wie schön hier mit zu erleben was du erlebst! Tolle Welten in denen du dich bewegst - da geht das Herz auf - schon allein durch die Farben! Das tut so gut in einer Zeit, in der man hier nur Kriegsfotos und schlechte Nachrichten präsentiert bekommt. Vielen Dank für die wunderschönen Artikel bei denen ich mit reisen darf. Dicken Kuss! Heike ❤️

  • #2

    Bodo & Angela (Sonntag, 23 Oktober 2022 02:11)

    Hallo Susanne. Schön von Dir zu hören und zu lesen. Ja wir können bestätigen, Aitutaki ist schlicht ein Traum. Und mit etwas Demut und Bescheidenheit kommt man nicht nur der Natur sondern auch den netten Insulanern näher. Gute Reise und auf Wiedersehen. A&B