![„Vor allem aber weckt das müßige Reisen, […] den Poeten und den Philosophen in uns. Wir sind alle Philosophen, doch die unzähligen kleinen Sorgen des modernen Lebens lassen uns das oft vergessen, weil wir Ablenkung von unseren Problemen suchen, anstatt uns ihnen zu stellen.“ Dan Kieran: Slow travel](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/none/path/s78a7300660883d2a/image/i896a503f4c0bc749/version/1668693226/image.png)
Bergfest der Fernreise – ob es mir schon reicht?
2 1/2 Monate bin ich nun schon außerhalb Europas unterwegs, 2 1/2 Monate liegen noch vor mir, Bergfest also. Ob ich schon manchmal genervt bin? Ob ich Heimweh habe? Ob ich mich manchmal nach dem Bekannten sehne? Nach Familie? Freunden? Der Arbeit?
Solche Fragen werden mir gestellt und solche Fragen stelle ich mir auch selber. Ganz klar ist: Keine einzige Sekunde dieser Reise habe ich bisher bereut!
Ich habe so viel gesehen von der Welt, von dem ich bisher noch nicht einmal die blasseste Idee hatte, dass solche Naturwunder überhaupt existieren.
„Fahre in die Welt hinaus, sie ist fantastischer als jeder Traum.“ (Ray Bradbury)
Es gab diese unzähligen kleinen und einige große unglaubliche Momente: Das Schwimmen mit Walen und Manta Rays, der Sternenhimmel am Strand, der erste Blick auf türkisenes Wasser, das Laufen an einsamen Stränden.
Und noch viel wichtiger für mich: Ich habe Menschen getroffen, die mich berührt haben, die mich mit ihrer Freundlichkeit, Offenheit und Lebenseinstellung inspiriert haben, die zu Vertrauten geworden sind und die mir gezeigt haben, dass sie Welt zwar so groß, aber auch so klein ist.
Und wie unvorstellbar, dass da noch so viel Schönes kommen wird auf dieser Reise und natürlich auch danach.
Aber natürlich, je länger man weg ist, desto mehr verpasst man auch zu Hause. Und desto mehr fällt einem auch auf, was man alles Schönes zu Hause hat, was man vorher vielleicht noch gar nicht so schätzen konnte. Ein wertvoller Nebeneffekt des Reisens…
Und vormachen muss ich hier auch niemanden etwas: Reisen ist nicht immer nur schön, so wie auch das Leben zu Hause nicht nur schöne Momente hat. Das Wiederholte Schnarchen im Mehrbettzimmer, Körperhaare Fremder aller möglichen Körperstellen im Bad, Regentage, Kakerlaken und bestimmt noch einiges mehr. Aber ehrlich gesagt, gegen das Schöne wiegt das Schlechte nur sehr wenig.
Aber hier helfen mir Dinge aus meinem Alltag, um mir von den anstrengenden Momenten nicht die Laune verderben zu lassen. Ich bin so froh, dass ich meine Yogamatte, meine Malsachen und meine Kamera dabei habe… Und natürlich ganz Besonders Gespräche mit den Lieben zu Hause.
Ein paar Gedanken zum Reisen:
Menschen reisen unterschiedlich. Einige verbringen kurze Zeiten an Orten, andere bleiben lange. Einige fahren immer an die selben Orte zurück, andere wollen immer neues erleben. Einige sehen Reisen als einen Ort der Ruhe und Entspannung, andere sehen sich auf Reisen nach dem Abenteuer. Jedem Tierchen sein Plaisirchen, wie meine Oma gesagt hätte, und auch bei Reisen ist es wichtig, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen zu akzeptieren und nicht zu verurteilen.
Generell denke ich gilt folgendes auf Reisen, besonders den längeren: Es gibt immer wieder Orte, Erlebnisse, Momente und Menschen, die einem ein ganz besonderes Gefühl geben. Und dann gibt es auch solche, die man nicht nochmal erleben möchte. Es gibt Tage, da ist man voller Tatendrang, Offenheit und Neugier auf alles. Und solche, an denen man sich zurückzieht und am liebsten mit niemandem sprechen möchte. An denen man voll ist von Neuem und sich nach den Routinen des Alltags sehnt. Alles ist ok. Auch zu Hause sind die meisten Menschen nicht jeden Tag voller Tatendrang und Neugier.
Reisen ist nicht immer nur schön. Manchmal klappen Dinge nicht, sind anders als erwartet, anstrengend und nervig. Im Meerbettzimmer wird geschnarcht, der Bus ist ungemütlich, das Essen nicht lecker, Kakerlaken sind Mitbewohner. Auch das gehört dazu. Interessant ist, wie man damit umgeht. Es gibt sogar Menschen die sagen, Reisen solle ungemütlich sein, damit man auf sich zurückgeworfen wird und sich mit sich selber befasst, so beispielsweise der Autor Dan Kieran in seinem Buch Slow Travel. Ich bin ehrlich, ich brauche die unangenehmeren Situationen nicht unbedingt ;) aber nun gut, immerhin härten sie einen ab, grad heute habe ich eine Kakerlake zum Beispiel einfach mit meinem Buch vom Tisch gefegt und seelenruhig in einer Küche gegessen, wo an der Wand Spinnen waren, und das mit meiner Spinnenphobie.
Zeit ist das größte Gut, dass man hat. Und man sollte gut drauf achten, wem und was man seine Zeit und Energie schenkt. Denn einmal vergangen, bekommt man sie nicht wieder. „Wenn man über sein Leben nachdenkt, dann besteht der ultimative Akt der Großzügigkeit darin, jemandem seine Zeit zu schenken.“ Dan Kieran: Slow Travel.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man sich immer mitnimmt, egal wo man hingeht. Und das stimmt. Ich denke nicht, das Reisen eine Lösung für irgendwas ist. Wenn man im Alltag Schwierigkeiten hat, Dankbar für die kleinen
Dinge zu sein, wird man diese auch auf Reisen nicht wertschätzen können. Wenn man ständig durch Sorgen getrieben wird, wird man sich auch auf Reisen häufig bei Grübeleien ertappen. Natürlich macht Reisen Dinge leichter. Wie kann man nicht voller Staunen diese Welt betrachten, wenn man gerade neben einem Wal schwimmt oder zum ersten Mal die Wüste sieht. Aber auch solche Momente vergehen und vor allen Dingen kann man kleine Wunder auch im Alltag entdecken.
Die Welt ist ein grundsätzlich guter Ort. Ich bin mir natürlich bewusst, dass viel schlimmes passiert und einige Menschen schreckliches erleben mussten. Meine subjektive Erfahrung zeigt aber ganz deutlich, dass ich bisher in meinem Leben bei weitem mehr gutem als schlechtem begegnet bin, wofür ich natürlich sehr dankbar bin. Alleine am anderen Ende der Welt, ich habe es ja bereits in meinem Artikel zu den Cook Islands beschrieben, ist mir so sehr vor Augen geführt worden, dass die meisten Menschen einfach nur gut sind und Gutes wollen. Mit ihren Fehlbarkeiten natürlich, aber wer hat die nicht.
Die Welt ist groß. Für mich ist es momentan sehr spannend, hier, so weit weg von Europa zu sein, und mitzubekommen, wie belastend die Situation momentan für viele Menschen in Europa ist. Und man sieht in den Nachrichten momentan wirklich viel schlimmes ganz in der Nähe von Deutschland, das möchte ich hier auf keinen Fall kleinreden. Aber gleichzeitig, trotz der Kriege, der Ängste, der Nöte der Menschen, nicht nur in unmittelbarerer Nähe Deutschlands, schwimmen Schildkröten im Wasser, kümmern sich Menschen umeinander, geht die Sonne in prächtigen Farben unter und irgendwo wieder auf, erblicken Kängurubabys die Welt und und und…
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Reinhard (Dienstag, 22 November 2022 08:46)
Ich versteh! Manchmal ist � nicht immer angenehm, aber sehr oft wird man für viele Dinge auch wieder belohnt..durch nette.. hilfsbereite Menschen oder gutes Essen oder durch eine wunderbare Natur. Andere Kulturen..andere Sitten durfte ich in Israel, Ägypten ��..Tunesien..bei den Beduinen auf dem Sinai und einigen anderen Ländern dieser Erde kennenlernen. Eins ist mir jedoch noch heute im Gedächtnis geblieben! Alle Menschen die ich traf, waren immer anders, was man so aus vielen Berichten über bestimmte Länder hört. Ich traf ausschließlich auf gastfreundliche und sehr hilfsbereite Menschen!!! Allerdings darf man auch nicht seine eigene Kultur über ein Gastland stellen!!!!
Und so wünsche ich dir liebe Susanne, dass du weiterhin in den fremden Kulturen gute Erfahrungen machst und viele schöne Dinge erlebst.
☃️��..Grüße von Reinhard