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Und, wie war‘s? – Abschlussbericht

Ich werde ihnen erzählen, dass die Welt nicht nur schön ist, Reisen nicht nur angenehm, Angst ein bedrohliches, schreckliches Gefühl. Und ich werde ihnen erzählen, dass ich auch genau deswegen gereist bin – selbst, wenn ich mich mehr als einmal nach Hause gewünscht habe. Dass es sich trotzdem gelohnt hat. Dass es sich immer lohnt, seinen Horizont zu erweitern und Vertrauen zu haben.  (Nick Martin – Die geilste Lücke im Lebenslauf)


Und, wie war’s? 

Wie packt man sieben Monate in einen Satz. Schön war’s. Und schrecklich. Voller Lebensfreude, Leichtigkeit und Tanz. Und voller Traurigkeit und Einsamkeit. Zentrierend und aufwühlend. Gefüllt mit wunderschönen Begegnungen. Und auch nicht so schönen. 

Hat es sich gelohnt – trotz allem – die Reise anzutreten? Trotz der verpassten Situationen zuhause? Feste, Geburten, erlebte Gemeinsamkeit? Trotz des vielen Geldes und meinem ökologischen Fußabdruck, der durch die Reise ordentlich gestiegen ist? 


JA! Denn ich durfte auf dieser Reise so viel wunderbares erleben.

Schwimmen mit Walen, Mantarochen, Schildkröten und Haien (liebe Mama, lieber Papa, jetzt, wo ich wieder europäischen Boden unter den Füßen habe und ihr euch keine Sorgen mehr machen müsst, kann ich es euch ja sagen, ich bin mit einem Hai geschnorchelt). Kängurus beim Grasen unter dem Sternenhimmel Australiens zusehen, Elefanten in Thailand begegnen, über die erschütternde Geschichte Kambodschas lernen und trotzdem so viel Lebensfreude entdecken, so viel über andere Lebensmöglichkeiten in den Cook Islands lernen, in zahlreiche Familien eingeladen werden und an einem traditionellen Tanztag um die Insel teilnehmen, unterm Sternenhimmel feiern und tanzen, unbeschreibliche Wasserfarben in Australien und den Cook Islands sehen und ein Freiheitsgefühl beim Mopedfahren – jetzt kann ich sogar mit Schaltung fahren – erleben.

Danke euch, dass ihr meinen Erlebnissen gefolgt seid! Und mich auf dieser Reise begleitet habt mit euren Kommentaren, Nachrichten, Sprachnachrichten und Telefonaten! Das bedeutet mir wirklich viel! 


Für mich das größte und schönste Learning: die Welt ist ein guter Ort. Trotz allem schlechten, das Gute überwiegt. In den sieben Monaten bin ich jeden Tag auf Hilfsbereitschaft getroffen, auf ein Lächeln, aufmunternde Worte, Umarmungen, Offenheit, Herzöffnen und Vertrauen. Und scheinbar bin ich nicht die einzige Reisende, die diese Erfahrung machen durfte: 


Dieses erste Mal Trampen war nur eins von vielen weiteren Erlebnissen, die noch kommen sollten und die mir zeigten, wie weltoffen und freundlich Menschen auf der ganzen Welt sind. Gepolt von negativen Nachrichten und Horrorstories aus aller Welt war die generelle Freundlichkeit, die mir immer wieder begegnete, komplett neu für mich. Es war, als würde das Reisen mein in Schieflage geratenes Bild von der Menschheit geraderücken. Die Gefahr, die in anderen Ländern lauerte, böse Menschen, gefährliche Machenschaften – klar, das war und ist real – aber in welchem Verhältnis steht das alles zur Wirklichkeit? (Nick Martin – Die geilste Lücke im Lebenslauf)


Was war mein größtes Highlight der Reise? Wo hat es mir besonders gut gefallen? 

Überall dort, wo ich auf Menschen getroffen bin, die sich mir geöffnet haben. Die mich an ihrem Leben haben teilhaben lassen. Die sich auf mich eingelassen haben, obwohl sie wussten, dass ich wieder abreise. Die mir ein Zuhause in der Fremde geschenkt haben, Orte, an denen ich willkommen bin. Die mich ein kurzes Stück der Reise begleitet haben oder – dank des Internets – auch über längere Zeiträume und bis zurück nach Hause. Die mich an ihrer Weisheit haben teilhaben lassen, an ihren Wünschen, Träumen und Ängsten. Die sich um mich gekümmert haben und gegeben haben, ohne etwas dafür zu verlangen. 

Die Menschen, denen ich begegnen durfte und die mein Leben bereichert haben und ich ihres, die waren das größte Highlight meiner Reise. 


Dafür entdeckten wir eine ganz andere Art von Sehenswürdigkeiten. […] Sie saßen auf Barhockern, lagen an lodernden Feuern, hockten auf einem Baum, arbeiteten in Fabriken, wohnten an der Straße, auf dem Campingplatz, eine fanden wir sogar in einem riesigen Supermarkt. Es waren Sehenswürdigkeiten, die ihre eigenen Geschichten, Überzeugungen und Vorstellungen hatten. Natürlich waren es Menschen, nicht Orte oder Dinge. Menschen, denen wir unterwegs begegneten und deren Leben sich mit unseren überschnitten. […] Stattdessen bewahrt man sie in der eigenen Erinnerung und wenn man ein kleines Stück davon braucht, eine andere Perspektive oder etwas bisher verborgenes gebliebenes, dann wird es im eigenen Bewusstsein auftreten. (Dan Kieran – Slow travel, die Kunst des Reisens)


Jetzt sind die sieben Monate also vorbei. Ging dann doch schnell rum. Und andererseits auch nicht… Ich komme, wie immer nach so wunderschönen Erlebnissen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Hause. Obwohl das lachende Auge überwiegt. Denn obwohl ich traurig bin, dass die wunderschöne Zeit voller unglaublicher Erlebnisse nun vorbei ist, habe ich durch die Reise so viel gewonnen. Ich freue mich darauf, wie diese Erlebnisse mein Leben nach der Reise mitgestalten werden, was sich verändern wird und wie die Leichtigkeit und Lebenslust sich hier in Berlin vermehren wird. Und vor allen Dingen freue ich mich auf euch! Die Zeit da draußen alleine hat mir gezeigt, was ich für eine wunderbare Beziehung, Familie, Freunde, Kolleg*innen und Arbeit habe. Im Endeffekt sind es immer die Begegnungen, die ein Leben ausmachen, und zuhause habe ich so viele wunderschöne Begegnungen mit euch allen… Schön, dass es euch alle auf dieser Welt gibt! 


Wie geht es mit dem Blog weiter? 

Der wird auf alle Fälle erstmal im Internet bleiben. Und das Sabbathalbjahr ist zwar vorbei, aber das heißt ja nicht, dass nicht nochmal ein neues kommen kann (liebe Anne, lieber Carl, lest da besser weg). Und als Lehrerin habe ich natürlich auch ausreichend frei, um weiterhin tolle Reisen machen zu können… Somit wird hier sicherlich noch der ein oder andere Artikel erscheinen, guckt am besten immer mal nach den brandenburgischen Ferien hier rein. Denn Reisen, das habe ich nun noch einmal gemerkt, ist wirklich eine meiner größten Leidenschaften! 

Ich freue mich jetzt schon sehr, auf das, was jetzt kommt. 


P.S. Und ich freue mich sehr auf eure Fragen! ;) 

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Kommentare: 3
  • #1

    Ulla (Sonntag, 22 Januar 2023 05:17)

    Herzlich willkommen im kalten Deutschland! Ich freue mich auf dich!Ulla

  • #2

    Karin Kavemann-Holtz (Sonntag, 22 Januar 2023 08:36)

    Danke liebe Susanne, dass Du mich hast teilhaben lassen an Deinen Erlebnissen und Erfahrungen und für die schönen Bilder. Komm wohlbehalten nach Hause. Liebe Grüße, Karin

  • #3

    Silke (Mittwoch, 25 Januar 2023 01:15)

    Liebe Susanne, du hast so erlebnisreich und brührend geschrieben. Ich habe vieles vor meinem " inneren Auge"gesehen. Schön auch, welche Erkenntnisse du "geschenkt bekommen" hast :) DANKE für diesen tollen Reisebericht !!!