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Roma und Siebenbürgen – Worauf ich bei dieser Reise gestoßen bin

Perspektivwechsel
Perspektivwechsel

Wie bereits in meinem Blogeintrag zu Transylvanien erwähnt, begeistert mich am Reisen besonders, dass der Blick auf neues gelenkt wird, sowohl im Innen, als auch im Außen. 

In dem Roman „Das größere Wunder“ von Thomas Glavinic wird dieses Gefühl so beschrieben, wie ich es auch beschrieben hätte, wäre ich eine Schriftstellerin. 


Es war die längste Reise, die die Jungen bis dahin unternommen hatten, und Jonas lernte, dass Reisen an sich eine Form von Kommunikation sein konnte, Kommunikation mit sich selbst und der Welt in ihrer Gesamtheit. 

Gedanken drängten in ihm hervor, für die er blind gewesen war, Gefühle erreichten ihn, die längst dagewesen waren, die er nur nicht zugelassen hatte. Die Welt schickte ihm Ideen, Eindrücke, Erkenntnisse, Visionen ihrer Gestalt und ihres Charakters, und er saß da und meinte, ihren Puls zu spüren. Die Tage flogen dahin, waren voll und reich wie die Landschaften, die sie zu Gesicht bekamen, und ihre Erlebnisse waren wie Nachrichten an jenen Teil ihrer selbst, die sie noch nicht kannten. 


In Rumänien wurde meine Aufmerksamkeit auf Siebenbürgen (s. Eintrag Transsylvanien) und das Leben der Roma in Rumänien (s. Eintrag Leben in Cluj) gelenkt. 

Die Geschichte Siebenbürgens lässt sich einfacher umreißen, handelt es sich doch um historische Daten. Das Leben der Roma ist viel schwerer zu greifen und in einem kurzen Blogartikel zu beschreiben, da es hier um die Situation und das Leben von Menschen geht, die bereits viele Ungerechtigkeiten, Verfolgungen und Ermordungen über sich ergehen lassen mussten. 

Und natürlich gibt es zu allen Themen immer noch viel mehr zu lesen, herauszufinden, andere Perspektiven zu entdecken. Deswegen kann und  möchte ich euch nur einen kurzen Einblick in die beiden Themen geben, sozusagen als Anstoß, vielleicht interessieren die Themen ja so, dass man Lust bekommt, sich intensiver damit zu beschäftigen.


Siebenbürgen = Transsylvanien

Was hat es mit den Deutschen, genauer den Sachsen, und Siebenbürgen auf sich? Und warum ist Ungarisch nach wie vor präsent in Cluj? 


Die Geschichte Siebenbürgens geht bis in das Jahr 106 n.Chr. zurück, damals gehörte es zum römischen Reich. Später wurde das Gebiet, nachdem dort verschiedene Ethnien und Stammesverbände gelebt hatten, durch die Ungarn besiedelt. 

Im 12. Jahrhundert dann siedelten sich Menschen aus Deutschland in dem Gebiet an, es stand aber weiterhin unter der Herrschaft Ungarns. Sie sollten das Gebiet militärisch schützen und wirtschaftlich erschließen.


Vielleicht haben einige von euch schonmal die Bezeichnung „Siebenbürgen Sachsen“ in Verbindung mit dem Gebiet gehört. Interessanterweise kamen die Deutschen Siedler gar nicht aus Sachsen, sondern eher aus dem heutigen NRW.  Zu dem Zeitraum gab es aber ein Stereotyp, alle Deutschen Siedler seien Sachsen, weswegen auch diese Deutschen Siedler so genannt wurden. 


Die Deutschen Siedler genossen viele Privilegien, so durften sie sich unter anderem selbstständig verwalten. Nach zahlreichen Kriegen mit dem osmanischen Reich und Ungarn, in denen auch die Region Siebenbürgen bedroht wurde, stand Siebenbürgen ab dem 18. Jahrhundert unter der Herrschaft Österreichs. 1867, nach dem Zusammenschluss Österreichs Ungarns, stand Siebenbürgen wieder unter ungarischer Herrschaft. 

Dieser Einfluss ist auch heute noch sehr stark zu spüren, so gibt es in Cluj eine Kirche, in der nach wie vor nur ungarisch gesprochen wird. 

Ab 1920 dann stand Siebenbürgen unter rumänischer Herrschaft. Da den Siebenbürgern ihre Privilegien endgültig entzogen wurden und sie teilweise enteignet und diskriminiert wurden, wanderten viele Menschen zurück nach Deutschland aus. 


Seit 2014 hat Rumänien einen Präsidenten aus Siebenbürgen – Klaus Johannes. 


(Quellen: Wikipedia (ich weiß, ich weiß, ich habe scheinbar von den Schüler*innen gelernt) und der Artikel: von privilegierten Siedlern zur geschützten Minderheit von Daniel Ursprung in der neuen Züricher Zeitung) 


Das Leben der Roma


Hier fällt es mir sehr schwer, einen kurzen Überblick zu geben. Vielmehr habe ich beschlossen, einige Artikel, Audioformate und Filme zu suchen, in denen man etwas über die Geschichte und das Leben der Roma lernt. 

Es folgt hier trotzdem ein kurzer Einblick in das, was mich sehr schockiert hat. 


In meinem Artikel „Leben in Cluj“ habe ich ja bereits über die Mülldeponie und die Zwangsumsiedlung der Roma geschrieben. 


Bis ins 19. Jahrhundert waren die Roma Sklaven in Rumänien. Als Ende des 19. Jahrhunderts Sklaverei in Rumänien verboten wurde, wurden die Sklavenhalter*innen finanziell entschädigt, nicht aber die Menschen, die als Sklaven leben mussten. 


Aus der Literatur kennt man das (romantisierte) Bild der herumziehenden Sinti und Roma, sodass ich dachte, das Leben als Nomad*innen hätte einen kulturellen Hintergrund. So ist es jedoch nicht. Bereits im Mittelalter wurde den aus Indien kommenden Sinti und Roma verboten, sich niederzulassen. Aus diesem Grund mussten die Menschen immer weiterziehen, wenn sie von Diskriminierung, Krieg usw. betroffen waren. 


Dokumentationen Film

Der lange Weg der Sinti und Roma: https://www.youtube.com/watch?v=9TSbm5Su_7Y


 Roma: Bürger zweiter Klasse: https://www.youtube.com/watch?v=fYIdQ9RfErI


Artikel

Der lange Weg von Indien nach Deutschland

https://www.br.de/themen/bayern/inhalt/geschichte/sinti-roma-geschichte100.html


Sklaven in Rumänien

https://roma-und-sinti.kwikk.info/?page_id=101


Dokumentation ARD–Audiothek

Gemieden, entrechtet und verfolgt – Die Roma in Europa

Krähenplage, ein Produkt der Mülldeponie
Krähenplage, ein Produkt der Mülldeponie

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